Jag hade ju tänkt översätta åtminstone delar av FAZ:s kritiska artikel om Die Welts tilltag att anställa Marina Ovsiannikova som korrespondent, så nu tänker jag äntligen komma till skott. I kommentarsfältet placerar jag för den intresserade hela originaltexten:
”Es gibt in Deutschland eine ungute Tradition, sich mit komplett falschen Leuten in Russland zu verbünden. Und das wider besseres Wissen und absolut ohne Not. Das jüngste Beispiel liefert der Axel-Springer-Verlag. Er engagierte als freie Korrespondentin für die "Welt" Marina Owsjannikowa, jene Frau, die wenige Sekunden in einer russischen Nachrichtensendung mit einem Antikriegsplakat zu sehen war. Wenn die Chefredaktion der "Welt" auf diese Weise Solidarität zeigen wollte, hat sie sich eklatant verkalkuliert.”
”Det finns i Tyskland en trist tradition att alliera sig med helt fel människor i Ryssland. Och detta mot bättre vetande och utan att på något vis vara tvungen till det. Det senaste exemplet tillhandahåller Axel-Springer-förlaget. Detta anställde som fri korrespondent för Die Welt Marina Ovsiannikova, kvinnan som under ett par sekunder synts med ett antikrigsplakat under en rysk nyhetssändning. Om Die Welts huvudredaktion på detta sätt velat visa solidaritet, har den på ett flagrant vis misstagit sig.”
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”Die ukrainische Öffentlichkeit empfand diese Personalentscheidung auf jeden Fall als Ohrfeige. Immerhin war Owsjannikowa seit 2003 Mitarbeiterin des „Ersten Kanals“, der wichtigsten russischen Propagandaanstalt.”
”Den ukrainska offentligheten upplevde i alla fall detta anställningsbeslut som en örfil. Ovsiannikova var trots allt medarbetare på ”Kanal Ett”, den viktigaste ryska propagandainrättningen.”
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”Sie ’aus der Ukraine’ berichten zu lassen, wie es der Springer-Verlag in der Pressemitteilung angekündigt hat, ist ein Affront.”
”Att låta henne rapportera ”från Ukraina”, enligt vad Springer-förlaget tillkännagivit i pressmeddelandet, är en kränkning.”
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”Wie Owsjannikowa mit Fakten umgeht, hätten die Springer-Leute spätestens am Sonntag erfahren können, einen Tag vor ihrer Kooperationsankündigung. Da veröffentlichte Owsjannikowa auf Facebook auf Russisch und Englisch einen „an die ukrainischen Flüchtlinge“ adressierten Post, in dem sie über ihre Kindheit in der tschetschenischen Hauptstadt Grosny erzählt. Sie habe als Kind dasselbe erlebt wie die Ukrainer jetzt, ihre Familie habe fliehen müssen, ihr Haus sei im ersten Tschetschenienkrieg zerstört worden, ein Geschoss sei in der Küche eingeschlagen. „Danach gab es Jahre des Leids, des Umherirrens in fremden Ecken, der Mittellosigkeit und Verzweiflung.“ Das Problem mit dieser Darstellung: Sie kann nicht stimmen. In einem ausführlichen Interview, das Owsjannikowa "Nowaja Gaseta" gab, erzählt sie, ihre Familie habe Grosny „1992 oder 1993“ verlassen, da sei sie zwölf Jahre alt gewesen. Dabei ist Owsjannikowa 1978 geboren und der erste Tschetschenienkrieg fing im Dezember 1994 an.”
”Hur Ovsiannikova umgås med fakta hade Springer-folket kunnat ta till sig senast under söndagen, dagen innan man tillkännagav beslutet om anställningen. Då publicera Ovsiannikova på Facebook på ryska och engelska ett inlägg som var riktat till ’de ukrainska flyktingarna’, där hon berättar om sin barndom i den tjetjenska huvudstaden Grozny. Hon skulle som barn ha upplevt detsamma som ukrainarna nu, hennes familj skulle ha tvingats fly, hemmet skulle ha förstörts under det första Tjetjenien-kriget, en projektil skulle ha slagit ner i köket. ’Efter det kom år av lidande, av kringirrande på främmande platser, knapphet och förtvivlan.’ Problemet med skildringen är att den inte kan stämma. I en utförlig intervju som Ovsiannikova gav i ’Novaja Gazeta’ berättar hon att hennes familj hade lämnat Grozny ’1992 eller 1993’, då hon var tolv år. Ovsiannikova är emellertid född 1978 och det första Tjetjenien-kriget började i december 1994.”
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”Wie wenig Empathie Owsjannikowa tatsächlich mit den Ukrainern hat, machte sie bereits im März deutlich, als sie im italienischen Fernsehen gegen die westlichen Sanktionen warb und sie als Russophobie bezeichnete. Das ist einer der zentralen Begriffe der russischen Propaganda, nicht zuletzt im Kontext der prorussischen Mobilisierung im Ausland wie bei den jüngsten Demos in Deutschland, und an sich schon ein unmissverständliches Propaganda-Merkmal.”
”Hur lite empati Ovsiannikova faktiskt har för ukrainarna gjorde hon klart redan i mars då hon i italiensk tv propagerade mot de västliga sanktionerna och betecknade dem som russofobi. Det är ett av de centrala begreppen i den ryska propagandan, inte minst i samband med den proryska mobiliseringen i utlandet, något som nyligen kunde märkas vid demonstationer i Tyskland och det är i sig redan ett solklart kännetecken för propagandan.”
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”Der Krieg gegen die Ukraine, so Owsjannikowa, sei ein Krieg Putins, nicht der Russen. Indes verstärken sich in der tatsächlichen Antikriegsbewegung ganz andere Stimmungen. Die Journalisten und Aktivisten setzen sich mit der gesellschaftlichen Verrohung auseinander, die zu den unfassbaren Verbrechen der russischen Armee in der Ukraine geführt hat. Immer öfter sprechen sie davon, Angriffskriege seien durch den imperialer Charakter Russlands vorprogrammiert, viele plädieren sogar offen dafür, Russland solle sich in mehrere unabhängigen Staaten auflösen. Die neue Korrespondentin der Welt schreibt unterdessen vom Patriotismus. Die Kooperation mit Owsjannikowa ist eine Verhöhnung der unabhängigen russischen Journalisten.”
”Kriget mot Ukraina är enligt Ovsiannikova Putins krig, inte ryssarnas. Samtidigt ser man helt andra föreställningar i den faktiska antikrigsrörelsen. Journalister och aktivister försöker utreda den ryska brutaliseringen som fört till ofattbara brott från den ryska arméns sida i Ukraina. Allt oftare talar de om att angreppskrig är förprogrammerade genom Rysslands imperialistiskt karaktär, många pläderar till och med öppet för att Rysslands borde lösas upp i ett flertal oberoende stater. Den nya korrespondenten i Die Welt skriver i stället om patriotism. Ovsiannikovas roll är ett hån mot de oberoende ryska journalisterna.”
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”Mit der Entscheidung, Owsjannikowa zur Korrespondentin zu machen, untergräbt die Chefredaktion der Welt das Vertrauen in die eigene Berichterstattung. Kompetente Experten haben sie im eigenen Hause zu genüge, die sie vor dieser toxischen Verbindung hätten warnen können. Und das ist noch eine ungute deutsche Tradition: Wenn es um Russland, die Ukraine und generell um Osteuropa geht, verlässt man sich lieber auf das eigene Gefühl als auf Expertise. Wohin es führt, erlebt gerade unser Bundespräsident.”
”Med beslutet att göra Ovsiannikova till korrespondent undergräver huvudredaktionen på Die Welt förtroendet för den egna rapporteringen. Kompetenta experter har de många nog på tidningen och dessa borde ha kunnat varna för denna toxiska förbindelse. Och detta är ännu en trist tysk tradition: När det handlar om Ryssland, om Ukraina eller generellt om Östeuropa litar man hellre på sin egen känsla än på expertis. Vart det kan föra upplever just nu vår förbundspresident.”
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Det blev inte allt för nu kroknar jag men något säger väl detta?
”Es gibt in Deutschland eine ungute Tradition, sich mit komplett falschen Leuten in Russland zu verbünden. Und das wider besseres Wissen und absolut ohne Not. Das jüngste Beispiel liefert der Axel-Springer-Verlag. Er engagierte als freie Korrespondentin für die ”Welt” Marina Owsjannikowa, jene Frau, die wenige Sekunden in einer russischen Nachrichtensendung mit einem Antikriegsplakat zu sehen war. Wenn die Chefredaktion der ”Welt” auf diese Weise Solidarität zeigen wollte, hat sie sich eklatant verkalkuliert.
Die ukrainische Öffentlichkeit empfand diese Personalentscheidung auf jeden Fall als Ohrfeige. Immerhin war Owsjannikowa seit 2003 Mitarbeiterin des „Ersten Kanals“, der wichtigsten russischen Propagandaanstalt. Sie war dort vor allem für O-Töne aus dem englischsprachigen Ausland zuständig und somit nur ein kleines Rädchen dieser Hassmaschine, was sie aber keineswegs von jeder Komplizenschaft freispricht. Ebenso wenig macht ihr kurzer Auftritt all die Jahre im Dienste des Regimes ungeschehen. In der ukrainischen Öffentlichkeit herrscht ohnehin die Meinung, Owsjannikowas Auftritt sei eine Inszenierung der Geheimdienste gewesen. Ob diese Theorie nun stimmt oder nicht, sie zeigt vor allem, dass die Ukrainer dieser Frau nicht vertrauen. Sie „aus der Ukraine“ berichten zu lassen, wie es der Springer-Verlag in der Pressemitteilung angekündigt hat, ist ein Affront.
Wie Owsjannikowa mit Fakten umgeht, hätten die Springer-Leute spätestens am Sonntag erfahren können, einen Tag vor ihrer Kooperationsankündigung. Da veröffentlichte Owsjannikowa auf Facebook auf Russisch und Englisch einen „an die ukrainischen Flüchtlinge“ adressierten Post, in dem sie über ihre Kindheit in der tschetschenischen Hauptstadt Grosny erzählt. Sie habe als Kind dasselbe erlebt wie die Ukrainer jetzt, ihre Familie habe fliehen müssen, ihr Haus sei im ersten Tschetschenienkrieg zerstört worden, ein Geschoss sei in der Küche eingeschlagen. „Danach gab es Jahre des Leids, des Umherirrens in fremden Ecken, der Mittellosigkeit und Verzweiflung.“ Das Problem mit dieser Darstellung: Sie kann nicht stimmen. In einem ausführlichen Interview, das Owsjannikowa ”Nowaja Gaseta” gab, erzählt sie, ihre Familie habe Grosny „1992 oder 1993“ verlassen, da sei sie zwölf Jahre alt gewesen. Dabei ist Owsjannikowa 1978 geboren und der erste Tschetschenienkrieg fing im Dezember 1994 an.
Wie wenig Empathie Owsjannikowa tatsächlich mit den Ukrainern hat, machte sie bereits im März deutlich, als sie im italienischen Fernsehen gegen die westlichen Sanktionen warb und sie als Russophobie bezeichnete. Das ist einer der zentralen Begriffe der russischen Propaganda, nicht zuletzt im Kontext der prorussischen Mobilisierung im Ausland wie bei den jüngsten Demos in Deutschland, und an sich schon ein unmissverständliches Propaganda-Merkmal. Sie beklagte sich, wegen der Sanktionen könne ihre Mutter ihre Medikamente nicht mehr kaufen, ihre Tochter könne ihr Schulessen nicht mehr mit der „virtuellen Karte“ bezahlen. Es mag alles tatsächlich unangenehm sein, hat aber mit den Sanktionen nichts zu tun. Die Einschränkung der Medikamenten-Importe ist eine Entscheidung der russischen Führung, und bargeldloser Zahlungsverkehr ist in Russland nach wie vor möglich, selbst Visa und Master Card funktionieren im Inland problemlos. In ihrem ersten Artikel für die ”Welt” stilisiert sie sich ebenfalls zum Opfer („In den sozialen Netzwerken bin ich jetzt unglaublichen Belästigungen ausgesetzt. Die Ukrainer nennen mich eine FSB-Agentin“) und pusht ihre Erzählung von den Russen weiter, die mehrheitlich gegen den Krieg seien, nur zu eingeschüchtert, um das öffentlich zu sagen.
Der Krieg gegen die Ukraine, so Owsjannikowa, sei ein Krieg Putins, nicht der Russen. Indes verstärken sich in der tatsächlichen Antikriegsbewegung ganz andere Stimmungen. Die Journalisten und Aktivisten setzen sich mit der gesellschaftlichen Verrohung auseinander, die zu den unfassbaren Verbrechen der russischen Armee in der Ukraine geführt hat. Immer öfter sprechen sie davon, Angriffskriege seien durch den imperialer Charakter Russlands vorprogrammiert, viele plädieren sogar offen dafür, Russland solle sich in mehrere unabhängigen Staaten auflösen. Die neue Korrespondentin der Welt schreibt unterdessen vom Patriotismus.
Die Kooperation mit Owsjannikowa ist eine Verhöhnung der unabhängigen russischen Journalisten. Der Chefredakteur der ”Welt” Ulf Poschardt sagte über ihren kurzen Protest: „Damit hat sie die wichtigsten journalistischen Tugenden verteidigt – und das trotz drohender staatlicher Repression.“ Dabei hat Owsjannikowa nie etwas anderes getan, als ebendiese Tugenden mit Füßen zu treten, während dutzende Journalisten unter Druck und teilweise unter Lebensgefahr nach journalistischen Standards berichteten. Die unabhängigen Medien wurden in Russland in den letzten Monaten komplett zerschlagen, ihre Mitarbeiter haben bestenfalls „nur“ ihr Einkommen verloren, viele mussten ihr Land verlassen. Jeder Protest wird in Russland mit harten Maßnahmen unterdrückt. Die Petersburger Aktivistin Alexandra Skotschilenko zum Beispiel, die in einem Supermarkt die Preisschilder durch kleine Infos über den Krieg ersetzte, wurde sofort in U-Haft genommen, ihr drohen nun fünf bis zehn Jahre Gefängnis. Vier Redakteurinnen der studentischen Zeitschrift „Doxa“ wurden am vergangenen Dienstag nach einem Jahr Hausarrest noch zu zwei Jahren „Erziehungsarbeit“ verurteilt. Ihnen wurde vorgeworfen, sie hätten Minderjährige zur Teilnahme an illegalen Protesten angestiftet. Im Januar 2021, während der Massenproteste gegen die Festnahme von Alexei Nawalny, hatten sie ein kurzes Video veröffentlicht, in dem sie Studenten daran erinnert hatten, dass es ihr Recht sei, friedlich zu demonstrieren und die Leitungen von Schulen und Universitäten aufgefordert, sie dafür nicht mit Exmatrikulation zu bedrohen.
Man kommt nicht umhin, an die ungewöhnlich milde Straffe zu denken, etwa 250 Euro, die Owsjannikowa für ihren Protest erhielt. Sie scheint ohnehin die einzige Person zu sein, der es die russischen Behörden erlauben, von Russland aus in westlichen Medien aufzutreten. „Berichten“ wäre an dieser Stelle ein falsches Wort. Das tun Journalistinnen und Owjsannikowa ist keine.
Mit der Entscheidung, Owsjannikowa zur Korrespondentin zu machen, untergräbt die Chefredaktion der Welt das Vertrauen in die eigene Berichterstattung. Kompetente Experten haben sie im eigenen Hause zu genüge, die sie vor dieser toxischen Verbindung hätten warnen können. Und das ist noch eine ungute deutsche Tradition: Wenn es um Russland, die Ukraine und generell um Osteuropa geht, verlässt man sich lieber auf das eigene Gefühl als auf Expertise. Wohin es führt, erlebt gerade unser Bundespräsident.”