”unsichtbare filme” besteht aus 269 kurzen und gegenwartsintensiven Geschichten.
Ihr Rahmen ist ein Kommunikations- und Beziehungsspiel, das zuerst von mehreren und schließlich von zwei Personen gespielt wird, die ständig in Bewegung sind. Die einzelnen Geschichten sind die Züge in ihrem Sprach-Spiel. Die Ortsnamen – immer der momentane Aufenthaltsort des Absenders – ergeben ein durchaus zufälliges globales Netz.
Die Bezeichnung ”relativer Roman” versteht Herbert J. Wimmer als Hinweis auf die offene Organisationsform seines Textes. ”unsichtbare filme” ist jedenfalls ein Beitrag zum Diskurs, was alles ein ”Roman” ist und wie jedes Argument (=jeder neue ”Roman”) in diesen Diskurs erweiternd eingreift, den diskursiven Prozeß durch sein Erscheinen in Gang hält.
Ohne literaturtheoretische Überlegungen kann ”unsichtbare filme” relativ mühelos als intensiv unterhaltende Literatur gelesen und erfahren werden.
Det här ovanför är introduktionstexten på Herbert J. Wimmers bok ”unsichtbare filme – ein relativer roman” som kom ut 1997. Ja, ”osynliga filmer” vad är det? Och en ”relativ roman” kan man också fundera över vad det kan vara. Jag sammanfattar introduktionen och blandar in lite av hur jag själv uppfattar boken: Temat i romanen är kommunikation och mellanmänskliga relationer och, tycker jag, bristen på verklig ömsesidighet, möjligen inte sedd som enbart ett problem. Först är det fyra personer som inter- och soloagerar och miljön är en lägenhet någonstans i Roms centrala delar, men så småningom finns det bara två personer, en man, Morf och en kvinna, Kramer. Boken består av 269 småtexter och i de flesta av dem är det antingen Morf eller Kramer som upplever eller säger något. Mellan text 53 och 54 finns ett avsnitt som är skrivet helt och hållet med versaler och efter det möter vi bara Morf och Kramer och nu är de inte längre i lägenheten i Rom utan var och en för sig på ständigt växlande platser i världen. Från de här platserna sänder Kramer och Morf meddelanden till varandra.
Mycket i texten i den här boken är en lek med orden och språket, lite grann påminner det om Jelineks sätt att skriva – spel med ljudlikheter och ordknutar (titta till exempel på text 96!). Kanske är det något i den wienska luften som föder detta.
Här kommer nu det omtalade versalstycket och sedan följer ett par av (de kortare) texterna ur boken.
DIE VORÜBERGEHENDE WOHNGEMEINSCHAFT LÖST SICH ZUM VEREINBARTEN ZEITPUNKT AUF, NEUE GÄSTE BEZIEHEN FÜR EINIGE MONATE DIE WOHNUNG DES INSTITUTS IM CENTRO STORICO DER EWIGEN STADT. PEIK UND ANITA STEIGEN AUS DEM FILMSPIEL AUS, MORF UND KRAMER SETZEN DIE KINOMORFIE FORT. SIE BESITZEN EINE PERSÖNLICHE, EINMALIGE UND AUF LEBENSZEIT VERGEBENE KOMMUNIKATIONSNUMMER, ÜBER DIE SIE JEDERZEIT UND ÜBERALL VIA SATELLIT ERREICHT WERDEN KÖNNEN. VON IHREN BERUFEN STÄNDIG IN BEWEGUNG GEHALTEN, FAXEN SIE EINANDER AUS ALLEN TEILEN DER WELT DIE SEQUENZEN, BLEIBEN SIE IN BEZIEHUNG.
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kramer achtet nicht auf geräusche aus dem badezimmer. nachdem sie ihre entspannungsübungen beendet hat, endeckt sie im tagebuch eine eintragung, die ihr völlig fremd ist. sie liest sich vor:
das thermometer steckt und lässt sich nicht aus mir herausziehen, obwohl psychologe und somatiker hand in hand arbeiten.
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morf, new york, new york
mitten in einer heftigen bewegung fällt die büroklammer ab und geldscheine flattern über den kudamm, der wind treibt sie auseinander, hebt sie über die köpfe der passanten, trägt sie fort, richtung zooplats. das ist ein gutes zeichen, sagt sich der durchreisende, die stadt nimmt mein opfer an, meine zeit ist gekommen. ich hebe die büroklammer auf und befestige mit ihr ein rasch beschriebenes pappschild an der brusttasche meines sakkos. intressierte vorübergehende lesen den satz: ICH IST EINE STRENGE KLAMMER.
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morf, altötting
rosa, gelb und grau, paisley gemustert, liegt meine seidenkravatte einen augenblick lang im lavendelparfait.
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kramer, kyoto
lass mich deinen atlas tragen, fordert der schüler. ich kann dich nicht ertragen, wehrt die schülerin ab. sei doch nicht so nachtragend. du bist einfach unerträglich. ich will deinen atlas tragen, bockt der schüler. morgen vielleicht, wehrt die schülerin ab wie immer, heute will ich meine pubertät nicht mit dir verbringen. morgen bin ich erwachsen, greine ich frustriert.
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kramer, dresden
mach mir einen gedanken, fordert die beifahrerin den chauffeur auf, ich bin blockiert. die strasse auch, kommt die mürrische antwort. der wagen beschleunigt mich.
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kramer, triest
der bankräuber läuft in seiner selbstgestrickten schwarzen weste vor den polizisten her. ein schuss trifft ihn ins knie. im krankenhaus erfährt er, dass in der gelenkflüssigkeit seines knies nikotin und dessen abbauprodukte nachgewiesen werden konnten. heimliches rauchen bringt ihm einen unbefristeten aufenthalt im umerziehungslager der regierenden ärztepartei ein. jahrein, jahraus male ich schon die allgegenwärtigen spruchbänder, die unübersehbar die stadtbilder der medizinischen hemisfäre prägen: VERNUNFT MACHT FREI! GENUSS DURCH REUE! GESÜNDER STERBEN!